Rot ist die Hauptstadt; Krimi zweiter Teil

Von meinen Krimi hier der zeite Teil. Viel Spass;-)

Erste und zweiter Teil, als PDF zum herunterladen.

Zweiter Teil, als PDF zum herunterladen.

Als Piere in sein Ladengeschäft eintrat, stand Frau Lisa Miller, etwas blass im Gesicht, sofort auf und begrüsste Herr Heiniger herzlich. „Geht es Ihnen gut“? fragte sie und schon im nächsten Atemzug wollte sie mit dem Rapportieren der Geschäftstätigkeiten beginnen, doch Piere winkte ab und zog sich mit den Worten er wolle in der nächsten Stunde nicht gestört werden, in sein Privates Büro zurück.

Als die Türe geschlossen war, blieb er kurz daran angelehnt, atmete mehrere male tief durch und versuchte sich das intensive Gefühl, dieses tiefen rotes, das inzwischen nur noch Erinnerung war, nochmals aufleben zulassen. Es klappte aber nicht und dieses unfassbare Gefühl blieb nur Erinnerung!

Mit schnellen Schritten ging er zum Pult, zog sein Jackett aus, hängte dieses fein säuberlich über die Stuhllehne und wandte sich dem mächtigen Panzerschrank zu. Mit routinierten Fingergriffen gab er den Code in das elektronische Zahlenschloss ein, zückte aus der Aussentasche des Gillettes den Schlüssel und schob diesen in das Schloss. Zweimal nach links und einmal nach rechts und den Zeigefinger auf den Sensor.  Nach einem kurzen surren des Fingerabdruckscanners öffnete er mit einem Ruck die massive Stahltüre, zog aus dem darin erscheinenden Holzschubladenstock die dritt oberste Schublade. Langsam und bedächtig, erwartungsvoll und doch gewohnt vollführte er diese Bewegungen. Doch schon bei dieser rituellen Handlung merkte er, dass es nicht mehr gleich war wie früher! Früher, vor dem Unfall, früher, vor dem  lebendigen erleben von Rot. Etwas hatte sich verändert!

Vergebens wartete Piere auf den erhöhten Herzschlag, die verzögerte Wahrnehmung, als ob er die Schublade wie in Zeitlupe herauszog und die edlen Steine in sein Geschichtsfeld rückten. Auch blieb der Adrenalin stoss aus als der erste Blitz der roten Farbe im ins Auge stach und sein Gehirn normalerweise immer dazu veranlasste seinen Körper kurz zu lähmen, als ob ein Junky das Gummiband um seinen Arm lösen würde und die unverzichtbare Droge sich ungehindert in seine Blutbanen ausbreiten konnte bis sie, vom Ganzen Körper Besitz ergriffen hatte und Ihm nur ein leisen Stöhnen entwich! Nichts! Nicht das geringste! Kein Hochgefühl, kein stockender Atem und keine zitterigen Hände. Enttäuscht blieb Piere mit der Schublade in der Hand vor dem Panzerschank stehen, als ob er von einsetzenden Regen pudelnass begossen wurde! Scheisse dachte er und erschrak dabei zutiefst über seine ungezügelte Art und die brachiale Ausdrucksweise, die seine Gedanken ohne jegliche Kontrolle der Vernunft freisetzten!

Tropf, tropf machte es leise im Hintergrund, als die ersten tropfen auf die Gläser des pyramidenförmigen Oberlichtes klatschten. Kurz horchte er dem Geräusch, das er heute schon einmal gehört hatte und unweigerlich tauchte wieder diese Frage auf!

Sollte er Ihr heute wirklich die Wahrheit sagen?

Bewusst verscheuchte er diese Gedanken und konzentrierte er sich wieder auf sein Vorhaben mit dem Inhalt dieser ominösen Schublade. Behutsam, ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen stellte er die Holzschublade auf seinen Schreibtisch. Langsam schweifte sein Blick über die kleine Plastikboxen, in denen intensiv rot schimmernd, die unterschiedlichsten Formen von geschliffen Rubinen zu sehen waren. Es waren wirklich auserlesene Steine, schoss es im als Gedankenblitz durch den Kopf. Sowohl in der Grösse, keiner unter 8 Carat, als auch von der Farbintensität, konnten sich diese Edelsteine, seine Edelsteine vermutlich mit den meisten Edelsteinsammlungen auf der Welt messen!

Behutsam, fast schüchtern glitten seine Fingerkuppen über die Oberfläche der kleinen, glatten Plastik Boxen. Jede von Ihnen beherbergte ein Juwel, sowohl vom gemmologischen – , aus gesehen als auch vom Finanziellen Standpunkt her. Plötzlich stoppten seine Finger ohne sein Zutun, griffen nach der Box und zogen diese sachte heraus. Als er den transparenten Deckel abhob offenbarte dieser drachenfrömig geschliffene Rubin aus Madagaskar seine volle Schönheit!

Eine zarte Pastellfarbe von rot, vergleichbar mit den samtenen Blütenblättern einer hell rosa farbenen Zucht Rose. Das Licht reflektierte in den geschliffenen Facetten und im Auge von Pierre glänzten die verschieden tiefen dieses Steines so intensiv, dass er unweigerlich an die erste Begegnung mit Ihm denken musste! 1999 Ilaka, im Süden Madagaskars. Ein trockener und heisser Tag. Die Fahrt auf der unwegsamen staub Piste hatte mehrere Stunden gedauert und Ihm, Pierre, war schon vor Stunden der Hintern eingeschlafen, so das er Mühe hatte beim Eintreffen in der kleinen Barakenstadt, sich zu erheben um den Wagen zu verlassen! Die einzige Unterkunft Möglichkeit war eine behelfsmässig zusammen gezimmerte, aus alten Brettern und fetzen von Wellblech, Hütte mit dem Klingenden Namen: Gem House. Diese Bleibe hatte der gleiche Mann für Pierre Organisiert, den er hier treffen wollte. Alex, ein Schweizer Edelsteinhändler und Minenbesitzer hier in Madagaskar. Ein Pionier der ersten Stunde sozusagen und ein Profunder Kenner der schönsten Rubine auf dieser Insel. Pierre hatte keinen Moment gezögert als ihn Ales angerufen hatte und Ihm von diesem aussergewöhnlichen Fund erzählt hatte. „Wann ist er fertig geschliffen“ fraget er und legte daraufhin seinen Reisetermin fest!

Nur war es also soweit und obwohl sich der Tag bereits dem Ende neigte und die Lichtverhältnisse für das beurteilen eines Edelsteins nicht mehr ideal waren, bestand Pierre bei Alex darauf den Stein unverzüglich anschauen zu können.

Im Büro von Alex, was auch nicht aus mehr bestand als das Hotel, Bretter und Wellblech, sah er Ihn zum ersten Mal. Vorsichtig ausgewickelt aus einem schneewiesen Taschentuch, blendete ihn dieser Stein so intensiv, dass Pierre erschrocken die Augen abwenden musste. Welch ein Hochgefühl, was für eine lähmende Betäubung durchfuhr Ihn und wenn sich diese Gefühle einstellten, war es für ihn klar! Er musste diesen Stein besitzen, koste es was es wolle!

Erstaunt über die unbewusste Wahl seiner Finger legte Pierre den Stein in seine Box. Er schloss den Deckel  der transparenten und fragilen Plastikbox und steckte dieses einmalige Fundstück wider an den lehren Platz in der Schublade.

Seine Edelsteine, dachte Er und ein die Fingerkruppen glitten zärtlich über die geschossenen Oberflächen der unzähligen Plastikboxen. Hin und her strichen seine Hände. Intensiv forste Pierre in seinem Inneren ob bei der Berührung der einzelnen Steine irgendeine Reaktion zu spüren war?? Doch nichts konnte das verinnerlichte Bild des zähflüssigen Blutes, „diese wunderbaren Safts des Lebens“, so warm, so transparent und doch so intensiv in seinem rot, dass nichts es durchdringen konnte, so intensiv, so unauslöschlich , so endlos und unvergesslich hatte sich das Bild dieser Farbe, dieses Saftes in sein Hirn eingebrennt, dass er die roten Steine unter seine Händen ganz vergässen hatte!

Versunken in seinen Gedanken, spürend und in sich horchend, hörte er die Stimme in sich: Soll ich Ihr es wirklich heute sagen? Und im selben Moment klingelte das Telefon und eine Vertraute Stimme sagte: Soll ich es Ihnen sagen? Pierre?

*

Am gleichen Abend irgendwo auf dem Gelände des Güterbahnhofs, direkt hinter der Insel, also nur wenige hundert Meter Luftlinie vom im Komma liegenden Marokkaner, machte Pepino mit seiner Bettlertruppe abendraport. Aussen an der alten Lagerhalle, war ein weisses Holzschlid mit rotem Schriftzug darauf angebracht: Ost-Europien-Tarde.

In der leeren Industriehalle, stand an einer Seite ein einfacher Holztisch und dahinter sass mit wichtiger Miene Pepino. Vor sich lag ein grosses flaches Buch, aufgeschlagen. Die Truppe von etwa zwanzig Mann hatte eine lange Schlange gebildet und der Bullig wirkende Osteuropäer trieb die verlumpt aussehenden jungen Männer und Frauen, wie Vieh, mit harten Schlägen in die Richtige Position. Der riesige Raum hatte nur einen ein- und Ausgang, eine kleine Türe in einen riesigen, hölzernen Schiebetor. Im Hof davor parkte ein in die Jahre gekommener dunkel grüner BMW der alten 5-er Reihe. Pepino gab der menschlichen Bulledogge ein Zeichen und dieser sorgte augenblicklich für ruhe. Das Ritual war jeden Tag das gleiche. Den Leuten die Tageseinnahmen abnehmen und sie gehörig zusammenstauchen, da die Summen die sie zurückbrachten ja nie genug sein konnten. Falls nötig gab Pepino der Bulldogge ein Zeichen und der oder die vor dem Tisch stehende Person wurde mit mehr oder weniger heftigen Schlägen traktiert. Wären dessen trug Pepino die Summe der Person zugeordnet  in der Richtigen Spalte ein und Pepino entschied spontan, wer heute für die Abend und die Nachtschicht eingeteilt wurde. Dies geschah völlig willkürlich und ohne jegliches System. Tages Sympathie oder Tages Antipathie entschieden darüber wer die Rosentur übernahm oder wer am Bahnhof die Nachtschicht hatte und so kam es auch des Öfteren vor das gewisse Bettler wehrend Wochen zweischichten arbeiteten, nur weil Pepino fand, dass diese Ausgelaugten Gesichter mit den vor Erschöpfung gezeichneten Augen, einfach mehr einbrachten!

Pepino nahm seinen Job ernst, sehr ernst. Jeder in seiner Truppe hatte eine Zeile in seinem Buch zugute, jeder. Aber an diesem Abend blieb eine Zeile leer, sie lag im Komma, unweit dieser unwirklichen Szenerie.

 

*

Es war ein ganz normaler Tag in der Verwaltung der Polizei am Weissenhausplatz und der Beamte, der die Unfall Dossiers bearbeitete nahm den stoss der Akten mit einer müden Handbewegung  zu sich. Vierundzwanzig Fälle am Tagesbeginn waren für den, auf die Pensionierung wartenden, 58 jährigen Beamten nichts Ungewöhnliches! Er hatte ja schon tausende solcher Tage und Dossiers erlebt, überlebt und bearbeitet! „Also im Westen nichts Neues“, wie er in der Kantine zu pflegen sagte. Und so nahm er den Stapel routiniert in Arbeit. Der Stapel wurde langsam kleiner bis  aus seinem Magen  ein lautes Knurren zu vernehmen war und er während dem lesen bedächtig auf die vergoldete Armbanduhr schaute und sein linkes Auge „Zwanzig vor Zwölf“ registrierte, während sein rechtes Auge im fasst beendeten Fall weiter lass!! Es war ein ganz normaler Unfall an einem Donnerstagmorgen, wie es jeden Donnerstag mehrere Duzend in seinem Kreis Gab. Und erst auf der letzen Seite, als er in Gedanken schon in der Kantine am Menü auslesen war, sich fragte ob die junge, neue Kollegin mit den Stroh blonden Harren heute wieder nur einen Salat mit „French Dressing“ nehme würde, sprang ihn dieser junge Marokkaner direkt ins Mittagessen!!

Was hatte dieser „Papierlose, illegale Asylant“ in seinem Dossier zu suchen? Und das auch noch zwanzig Minuten vor der Mittagspause??

Ganz klar das war ein K11! Keine Frage und er wusste sofort was zu tun war. Ein K11, das würde bis zur Mittagspause nie reichen! Trotzdem zog der pflichtbewusst die Holzschulblade auf, lies seine Fingerkuppen leicht über die schrägen Einlage Registern gleiten, bis K11 im hinteren Teil der Schublade erreicht war und mit einer gewissen Genugtuung, über die Ruiniertet seinerseits, griffen seine Finger das grünliche Formular für K11 heraus.

 

Weiss noch nicht ob dieser Teil drinnen bleibt? (Zwei Monate später landete genau dieses K11 Formular, mit vielen andern K11 Formularen, im Archiv der Stadtpolizei Bern am Weisenhausplatz. Was für eine Ironie mit der Hausnummer 11 und wurde nichtssagend mit vielen anderen Papieren abgelegt!?)

*

„Ja boss“ antwortete Pepino „ich habe sofort aufgehängt und das Natel getötet! Bin doch nicht doff.“ Die Sonne drückte langsam durch den Wolkenverhangenen Himmel und ein Sonnenstrahl viel durch das Fenster der geräumigen 5 ½  Maisonette Wohnung.  Pepino hörte nicht recht zu und schaute, wie immer wenn er beim Boss antraben musste, aus dem Fenster. Der Ausblick aus dieser Wohnung war einfach grandios. Pebino wünschte sich insgeheim auch so zu wohnen. So hoch über der Stadt, so nahe bei den Wolken.

Der Boss bemerkte die Abwesenheit, hob den Stock und Pepino bekam einen kräftigen Schlag in die Rippen. Zusammenzuckend maulte er „aua“.

„Wo ist er jetzt?“ fragte der Boss und Pepino schilderte ihm, dass er in der Insel lag und das ihm die Damen am Empfang gesagt habe der Mann sei nicht bei Bewusstsein. „Also nicht dramatisch für uns“ hängte er locker an.  Die Stimme vom Boss erhob sich drohend und er brüllte los: „Überlass das denken nur mir, du kleiner Bastard! Solange du nicht mal deine kleine Truppe von verlumten Hurrensöhnen im Griff hast, will ich von dir keinen laut hören, sonst gibt was von Gregori auf deinen verdammten Schädel!
Hast du verstanden? Pepino nickte nur noch kleinlaut und die Furcht vor Gregori war im ins Gesicht geschrieben. Er erinnerte sich wie Ihn der Boss mit Gregori zu der Annahme von einer Ladung „Frischfleich“ geschickt hatte und dabei ein junges Mädchen einen Fluchtversuch unternahm. Gregori hatte die junge Görre im nu eingeholt, sie am Schopf gepackt und Ihr mit seinem Armemesser ohne zu zögern eine Schnittwunde quer über die linke Backe bis hin zum Ohransatz verpasst. Pepino hörte in Gedanken das Mädchen noch Brüllen und sah das Blutüberströmte Gesicht immer noch vor sich.

„mit dieser schönen Narbe im Gesicht, wirst du sicher gut Betteln“ hauchte Gregori und warf das Mädchen Pepino vo die Füsse.

Die Befehle die Pepino vom Boss bekam, liessen keinen Interpretationsspielraum und das er Ihm Gregori zur Seite stellte, machte alles noch viel schlimmer.

 

*

Etwas mehr als acht Wochen waren seid diesem Umfall vergangen. Pierre hatte aus der Berner Zeitung erfahren, dass der Marokkaner gestorben war. Doch ging auch aus besagtem Artikel hervor, dass er nicht an den Folgen des Unfalls gestorben war, sondern an Irgendwelch Komplikationen nach der Operating, die zum Tot des jungen Mannes geführt hatten. Pierre war eigentlich gar nicht betroffen, als er das lass. Er dachte vielmehr an die quellende Ewigkeit, die vergangen war, seid er das letzte Mal Blut gesehen und Gespürt hatte! Kein Tag verging und keine Minute verfloss, an der er nicht an diese Farbe, diese intensiv rote Farbe,  blutrot, denken musste! Zwei Monate, drei Tage und neun Stunden waren ganz genau vergangen, seid er das erste und das letzte mal Blut gesehen und gefühlt hatte. Viel quellender als die Frage ob er es Ihr sagen solle lastete diese rot auf ihm oder andersgesagt die Farbe war in ihm. Und er wusste nicht genau wo, aber es musste sehr nahe beim Herzen, oder in dieser Gegend, sein, denn sonst wäre er diese Farbe schon lange losgeworden!!

Die ganzen Umtriebe mit der Polizei, dem Gericht und der ganzen Bürokratie der Stadt Bern, ging Spurlos an Ihm vorbei. Ihm, Pierré Heiniger, der doch hier eine wichtige „Nummer“ ist, mit Kunden bis Weit hinauf in das Diplomatenkor, die Stadtregierung, den Nationalrat und sogar in die Landesregierung. Alle seine Kunden, ob Herr Bürki, seines Zeichens Chefbeamter des Deza (Departement für E?) oder der Stadtpräsident, Herr Kurt Bigler mit seiner Lebensgefährtin Frau Dr. Phil. Engard Meier und unzählige weitere Personen mit tadellosem Leumund, glaubten an den unglücklichen Zufall. So ein Malör konnte jedem einmal passieren, da waren sich alle einig. Alle diese Personen hätten ein gutes Zeugnis über Ihn, Pierré Heiniger, abgelegt. Nur in sein Herz konnte niemand blicken, auch die angesehensten Personen diese Stadt nicht. Tief in seinem inneren, so tief das er selber nicht genau wusste in welcher Gegend seiner Eingeweide, dies war, sass diese Faszination für die Farbe Rot. Blut rot!

Dieses rot war so intensiv im ihm, das es brannte wie Feuer. Unbändig spürte er seine

grenzenlose Abhängigkeit von dieser Farbe, wie wenn sein Leben davon abhängen würde!

Diese Farbe Rot, Blut rot. Tiefer in ihrer Intensität als das was er je bei einem exzellenten, erdigen Riocha gesehen hatte. Tiefer als er es je bei einem seiner feinsten Rubine beobachtet hatte und diese gehörten wirklich zu den besten Farben der Welt, die er je in seinem Leben beobachtet hatte.

Doch genau diese Sucht nach rot, sah man ihm, Pierre Heiniger nicht an und niemand aus seinem näheren und weiteren Bekanntenkreis, erahnte auch nur das geringste von dieser roten Katastrophe, die da unaufhaltsam auf ihn zurollte.

 

2. Der Trieb

Im Jahr Zweitausend war die Welt noch eine andere, der Milleniums – Supergau der IT Branche war nicht eingetreten und der Wechsel in ein neues Jahrtausend war wohl für alle Menschen ein bewegender Moment.

Die Gewissheit dass jeder an etwas teilhaben kann, dass nur alle tausend Jahre stattfinden, hatte die Menschen beflügelt und die Wirtschaft kräftig angekurbelt. Jeder wollte für sich noch ein spezielles Präsent, dass er an diesem einmaligen Silvester verschränken konnte. Oder er leistete sich selber was, dass diesen Geschichtsträchtigen Moment erinnern würde. So Startete die Bijouterie Heiniger, mit Traumumsätzen in das Jahr 2000. Eigentlich war genau dieses Weihnachtsgeschäft und die Altjahreswoche der Durchbruch für Pierré, respektive sein Geschäft, Bijouterie Heiniger AG.

Schon im laufenden 1999 zeichnete sich dieser grandiose Erfolg ab. Im Mai wurde er in den Vorstand der schweizerischen Gemmologischen Gesellschaft gewählt, im Juli folgte die Wahl in die Kunstkomision des Naturhistorischen Museums und von der Burgergemeinde Bern erhielt er die Ehrenmitgliedschaft im August verliehen. Sein Beziehungsnetz war geflochten und festgezogen! Dies konnte nur Vorteile bringen, wie er in den persönlichen Gesprächen mit Frau Miller immer wieder betonte.

Doch dieses fein gesponnene Netz hatte auch seinen Preis! Montag bis Freitag verging praktisch kein Abend, an dem Pierré nicht an irgendeiner Sitzung in der Stadt, einer Vernissage, einer Preisverleihung oder sonst einem Gesellschaftlichen Anlass. Dies natürlich zusätzlich zu seinen unzähligen Geschäftsessen, die meist zu später Stunde in der Bar des Hotel Bellevue Palace endeten und ihn regelmässig erst weit nach Mitternacht nach Hause führten. Meist liess er den Wagen dann im Casino – Parking stehen und nahm ein Taxi.

Es bereitete ihm Freude, ein gerne gesehener Gast zu sein, und so verhielt er sich entsprechend auch. Kein Servicepersonal das Ihn nicht beim Namen kannte, den Gute „Trinkgelder“ halten das Gedächtnis bei Laune.

Und so konnte das Restaurant noch so berstend voll sein, Pierré Heiniger bekam in seinen Stammlokalen, für sich und seine Begleiter fast ausnahmslos immer ein „Plätzchen“.  Mit der gleichen Grosszügigkeit belohnte er Bekannte und Freunde, die Ihn ein Geschäft zu hielten. Dadurch war er in der Stadt natürlich kein unbeschriebenes Blatt mehr, und genau dies bezweckte er ja auch damit!

Nie hätte er sich träumen lassen, dass diese, schwer erarbeite Bekanntheitsgrad, für Ihn mal zum Problem werden könnte! Doch wie das Leben so spielt, im Nachhinein ist man immer schlauer! Und so pflegte Pierre weiter hin seine Gesellschaftlichen Auftritte und bemerkte dabei erst zu spät, dass er seine Frau und die Tochter kaum noch zu Gesicht bekam. Anfangs, das heisst vor dem Kind, kam Dorothea Heiniger natürlich immer mit. Auch Sie genoss die frisch erworbene Aufmerksamkeit der Berner Aristokratie. Nationalfeiertage in einer Botschaft, Offiziers – Ball im Kursaal, Zwibeler im Bellevue standen auch in Ihrer Agenda zuoberst. Da sie eine grossgewachsene, dunkelhaarige und Attraktive Frau war, wurde sie an diesen Orten auch dementsprechend umschwärmt.

 

Sie selber stammte ja aus ärmlichen Verhältnissen und hatte sich, zusammen mit Pierré hochgearbeitet. Kennen gelernt hatten sie sich an der Uni in Basel 1980. Sie Studierte damals Jura und träumte von einer Kariere als Anwältin. Er absolvierte das Studium der Gemmologie am Petrologischen Institut. Beide waren auf Recherche in der grossen Uni Bibliothek und er konnte den Blick nicht mehr von Ihr nehmen. Ihr war dies mehr peinlich als es ihr schmeichelte und Pierre musste sie mehrmals zu einem ersten Date drängeln. Nach Ihrem Abschluss 1984 kehrte sie wieder nach Bern zurück, in ihre Geburtsstadt. Pierre bekam bei Bucherer Bern eine Stelle im Verkauf und als Gemmologe und stieg schnell die Karriereleiter hoch, bis hin zum Filialleiter. Bis dahin war das Leben für sie beide reines Vergnügen. Sie Arbeitete intensiv in einer Anwaltskanzlei und so rutschten beide in die „Bessere Gesellschafft von Bern hinein. 1990 Bekam Pierre das Angebot, in der Geschäftsleitung von Burcherer Schweiz, arbeiten zu könnten. Doch dies hätte auch bedeutet nach Zürich zu ziehen und dies wollte Dorothea auf keinen Fall. Ihre Mutter war damals schon schwer Krank und so verzichtete er auf die Stellen. Dorothea wollte kurz darauf Heiraten „So erlebt meine Mutter das noch“ sagte sie und Pierre stimmte zu. Im Sommer wurde Geheiratet und im Herbst darauf verstarb die Mutter.

In dieser für Dorothea schwierigen Zeit, diskutierten sie auch vermehr über die Gründung einer Familie, weil es für Doroteha plötzlich wichtig wurde. Sie trat im Job kürzer und Pierre begann sich neu zu orientieren. So wie der Wunsch von Dorothea eine Familie zu haben, wurde für Pierre das Bedürfnis nach einem Eigenen Geschäft, wo er seine Früchte der Bemühungen selber ernten konnte, immer wichtiger. Er begann sich mit der Ihm eigenen, akribischen Genauigkeit, nach möglichen Geschäftsübernahmen Ausschau zu halten. Die Bijouterie Krähenbühl, an der Kramgasse 16 passte optimal ins Bild. Eine Traditionelle Bijouterie mit angegliedertem Goldschmiedeatelier und einer kleinen aber feinen Auswahl an Uhrenmarken. In der dritten Generation, der Patron, 66 Jahre alt und keine Nachkommen in Aussicht. Auch war da noch keine Nachfolgeregelung getroffen, was Pierre nach kurzen Nachforschungen heraus bekommen hatte. Bern war halt doch wie ein kleines Dorf, wen man in derselben Branche arbeitete. Anfangs 1991 trat Pierre die Stellung als Geschäftsführer bei Krähenbühl an. Schon ein Jahr später hatte er den Umsatz der etwas verstaubten Bijouterie fast verdoppelt und Herr Krähenblühl sah in im den Sohn der er und seine Frau nie gehabt hatten. Gegen Ende 1992 passierte etwas unvorhersehbares, dass Pierre in seinen Plänen gut in die Hand spielte. Herr Krähenbühl hatte einen Schlaganfall, konnte nicht mehr sprechen und war gelähmt.  Dorothea war immer noch nicht Schwanger als Pierre die Mehrheitsbeteiligung an der Bijouterie Krähenbühl, mit geliehenem Geld, erwarb und daraus die Bijouterie Heiniger AG machte.

Anfangs setzte auch Dorothea ihre ganze Kraft in den Aufbau ihres neuen Babys!

Doch mit der Geburt von Tanja, im August 1994, änderten sich die Prioritäten von Dorothea schlagartig. Sie schaute zum Haus und kümmerte sich ausschliesslich um die Erziehung der Tochter, den wie sie aus eigener schmerzliche Erfahrung wusste, was es für ein Kind das A und O dass die Mutter jederzeit verfügbar war und bei den kleinen und grossen Nöten helfen konnte.

Mit den Jahren war Ihr aber der Sinn für diese, Elitäre und zuweilen auch sehr Oberflächliche Gesellschaft abhanden gekommen und sie spürte eigentlich schon früh, dass sich Pierré und Sie in zwei völlig entgegengesetzte Richtungen entwickelten. Er der Ehrgeizige, nur aufs Geschäft ausgerichtete Karriere Mensch und sie die „Henne“ die sich lieber um die kleinen Dinge kümmerte als eine immer perfekte Fassade zu waren!

Anfangs hatte Sie natürlich noch versucht, auch Ihn zum Familienmenschen zu erziehen, indem Sie spezielle Abendessen zubereite hatte doch mit den Jahren, hatte sie sich resigniert daran gewöhnt, dass Pierré nur am Sonntag anwesend war. Natürlich gab es auch an diesen Tagen Anlässe, die sie mit Tanja mitmachte, doch mit einem kleinen Kind dabei, kam sie sich jedes mal wie das fünfte Rad am Wagen vor und so liess sie auch dies schnell wieder bleiben.

Die Diskussionen und Streitereien über das Familien-, kontra Geschäftsleben waren mit den Jahren verebnet und Ihr zusammenleben glich eher einer gut organisierten WG als einer harmonischen Familie!

 

*

Pierre dachte viel an diese Entwicklung in seiner Ehe nach und so kreiste auch die Besagte Frage an diesem Dienstag, wieder in seinem Kopf.

Er verliess gerade das Restaurant „Cafe Federal“, wo er mit Herr Dr. Grossenbacher, gerade zu Mittaggegessen hatte. Nach der Herzlichen Verabschiedung wandte er sich der Amtshausgasse zu und lief los.

„Dieser aufgeblasene Heuchler“ dachte er und ging in Gedanken nochmals das Hauptgesprächstema, das neue Segelboot auf dem Neuenburgers von Franz, durch. „wie kann man nur so protzig und Egozentrisch werden? Nur gut braucht das Ego von Franz und die unter der Gürtellinie liegende Männlichkeit dieses Ekels, mehrere Frauen um sich zu bestätigen!“. Und wieder einmal profitierte er Pierré von den Schwächen der Anderen, denn den Auftrag für die Anfertigung eines aufwendig gestalteten Armreifs, den auch noch mit Diamanten und anderen Farbedelsteine übersät war, konnte er für die junge Russin, die Franz sich zugelegt hatte machen und auch die Ehegattin bekam ein kleines Präsent. O.k. nur ein kleines Weissgoldanhängerchen für 5000.- aber immerhin trug er nun eine fünfzig Tausend Auftrag nachhause, also alles in allem nicht schlecht, dachte er. „und das an einem normalen Dienstag im Juli!“

Mit grossen Schritten eilte er unter den Lauben hindurch, vom Bärenplatz Richtung Casinoplatz. Kurz vor vierzehn Uhr, doch Pierré war so in seinen Gedanken versunken, das er die wunderbare Berner Altstadt gar nicht war nahm! Als er die Tramlinie von Worb am Theaterplatz überquerte blendete ihn kurz die Sonne und riss ihn aus seinen Geschäftlichen Gedanken. Aber nur kurz. Er registrierte in diesem Moment das der Sommer begann. Der Sommer, eine Jahreszeit die es mir nicht leichter macht, war ein kurzer Gedanke, doch schon hatte ihn das Gefühl des Erfolges von heute Mittag wieder und er flog mit flockigen Schritten Richtung Hotelgasse.  Links um die Ecke und vorwärts zum Geschäft.

Pathetisch stellte sein Körper auf  STOP!

Langsam spürte er die Verkrampfung seiner Muskeln in sich aufsteigen und bis diese Kraft in seinem Kopf angelangt war, schienen unendliche Sekunden zu vergehen in denen sich seine Hirnwindungen nach dem Grund für diesen Stillstand, durchforsteten. Es wurde im „Rot vor Augen“! Ein Rot das nun auch sein Gehirn einem Gefühl zuordnen konnte. Rot = Blutrot! Hier war es also passiert. Zwei Monate, drei vier Tage und vier Stunden dachte sein Unterbewusstsein, ohne das er in seinem Angewachsenen Zustand hätte sagen können wo um Himmelswillen diese genaue Zahl her kam!! Doch er spürte genau dass sie richtig und so mächtig war, dass er sich nicht mehr von dieser Stelle, mitten auf der Kopfsteingepflästerten Gasser, kurz vor dem Eingang des Restaurant Harmonie, rühren konnte. Sein Körper war angewurzelt und sein Herz genoss diesen Platz, saugte die Atmosphäre in sich auf und liess längst verdrängte Gefühle wieder in ihm Hochsteigen. Ganz langsam, breitete sich eine wohlige Wärme in ihm aus, nicht von den ihm umschliessenden Sonnenstrahlen, nein von Innen heraus. Irgendwo aus der Magengegend, sich Kreisförmig ausdehnend. Unweigerlich schoss Pierre das Bild der sich bildenden Kreislinien, beim eintauchen eines Steines in eine glatte Wasseroberfläche, durch dem Kopf und gleichzeitig erreichten nun auch sein Kleinhirn die Wärmewellen.

So zufrieden, diese bereitet und diese Unendlichkeit hatte er schon wieder ganz vergessen. Überwältigt gab es sich wehrlos und fasziniert zugleich seine Gefühle hin.

Kwitsch……

Zuerst nahm sein Bewusstsein das Geräusch war, dass stark bremsenden Reifen zugeordnet wurde, der Kopf drehte sich wie in Zeitlupe und er sah mit aufgerissenen Augen den schwarzen Wagen in Atemberaubender Geschwindigkeit auf sich zu Rassen!

Gibt es Fatamorgamas im Bern? Schoss es ihm durch irgendeine Hirnwindung, bis er begriff, dass er auf der Hotelgasse stehen geblieben war!

„Hey du Arschloch, bist du behindert“!  schrie eine Stimme aus dem Seitenfenster des schwarzen BMW`s und die Beine von Pierre setzen sich langsam in Bewegung, ohne dass  sich sein Vernunfthin eingeschaltet hätte. Auf der anderen Strassenseite blieb er kurz stehen, die zuschauenden Passanten hatten sich schon wieder um gedreht und gingen  ihres Weges, als sich Pierre vergewisserte dass er nicht geträumt hatte!

 

*

„Guten Tag Herr Heiniger“ ertönte es von verschiedenen Verkaufstischen, als er um 14“30 Uhr das Geschäft betrat. Mit gewohnter „Coolness“ knöpfte er sich den leichten Bläser auf und Nichte kurz den sitzenden Kunden zu. „Frau Zysset, welch eine Freude sie wieder bei uns zu sehen“ und gleichzeitig schaute ihm fragend seine Verkäuferin; Therese Meier tief in die Augen. Sie Stand mit den Worte  „Ich glaube, hier würde ein bischen  Musik von Mozart gut passen“ auf, und Pierré wusste sogleich was zu tun war. Er streckte Frau Zysset die Hand entgegen und grüsste sie nochmals herzlich.

Im Diskreten Geschäft von Pierré, gab es viele dieser Geheimen Botschaften, die alle für Besondere Fälle standen und nur das Verkaufspersonal und Pierré Verstanden.

Pierré war stolz auf diese kleine Geheimsprache, die für Standartsituationen gedacht war, ohne das es dem Kunden oder der Kundin je in den Sinn gekommen wäre, dass eine solche, lapidare Aussage, wie diese von Frau Meier soeben gemachte: „Ich glaube dazu würde Musik von Mozart gut passen“ etwas anderes heissen würde. Aber in Wirklichkeit, war dies das Zeichen für Pierre in dieses Verkaufsgespräch einzugreifen, da es sich um eine sehr komplizierte Kundin handelte die spezielle Betreuung bedurfte um Ihre mehreren Tausender los zu werden!

„Ich glaube heute ist ein guter Tag“ sagte Frau Meier Diskret mit gesenkter Stimme, so das es die umliegenden Personen sicher nicht wahrnahmen, als sie Ihm aus dem Sakko half. Pierré setzte sich und hörte Frau Zysset zuerst die Neusten Krankheitsgeschichten, Ihres Todkranken Mannes ab, der wieder einmal seid Wochen in der Insel lag und Sie musste sich unbedingt mit einem schönen Schmuckstück ein wenig trösten.

Am Schluss, das heisst gegen halbsechs Uhr aber, hatte sich Frau Zysset getröste und der neue Ring, die passenden Ohrhänger und als suplememnte das passende Collier mit den leuchtenden Saragden, umrahmt von kleinen Brillanten war fein säuberlich in edlen, schwarzen Schachteli mit Goldprägung der Bijouterie Heiniger Verpackt. Frau Zysset bedankte sich herzlich bei Pierre, ihr Gemütszustand hatte sich wesentlich verbessert und sie wiederholte zum zwanzigsten mal die Einladung zum Dinner, in der Villa in Muri, sobald Ihr „Köbi wieder auf den Beinen sei“, den diese Ärzte in der Insel machten Ihren Köbi mehr krank als sie ihm helfen konnten und bevor Frau Zysset zum einundzwanzigsten mal Ihre Tirade gegen dieses Spitalwesen ansetzen konnte, küsste Pierre Ihr die Hand, öffnete mit den Worten „Ja Frau Zysset wir kommen sehr gerne zum Dinner“ die Ladentüre und der dadurch entstehende Luftzug erinnerte Frau Zysset daran, dass sie eigentlich im Begriff war zu gehen.

Anderthalb Stunden später, es war kurz vor sieben Uhr, sass Pierre alleine in seinem Büro. Er hatte den Geschäftstag abgerechnet und es war genau so gekommen wie Frau Meier es schon gesagt hatte; Es war ein Guter Tag! Mit grosser Zufriedenheit öffnete er den massiven Panzerschrank, Strich mit den Fingern über die einzelnen Schubladen und zog routiniert die mit den Rubynen heraus. Freudig begann sein Herz etwas schneller zu schlagen und Pierre, registrierte diese Erregung mit einer gewissen Genugtuung. Doch genau jetzt, im intimsten Augenblich des Tages läutete das Telefon und zwar auf der Privatleitung! Genervt schaute er aufs Nummer Display und erkannte seine Privatnummer, es musste Dorothea sein.

Pierre teile Dorothea nur bruchstückhaft mit was er genau heute Abend für Geschäftlich, b.z.w für Gesellschaftliche Verpflichtungen hatte und, so kam es Ihm vor, es Interessierte sie auch nicht besonders. Sie erinnerte Ihn daran, dass morgen, Samstagabend die Kinderauffühung im „Bärtschi – Hus“ war. Sie Insitierte dass er auch wirklich pünktlich um 17Uhr dort erscheinen müsste. Die Worte waren eindringlich: „Tanja wird dir das nie verzeihen wenn du nicht kommst!“

Pierre nahm sich das zu Herzen und kreiste den schon langen eingetragenen Termin in seiner Agenda mit rotem Stift dich an. Sicherheitshalber begann dieser Termin schon um 15`30“ Uhr.  Lisa würde das schon Arrangieren dachte er und mit einem kurzen „ich werde erst nach Mitternacht Zuhauses sein, also warte nicht auf mich“ beendete er das Gespräch. Dorothea meinte nur seck: „gute Geschäfte“ und hängte auf.

 

*

Mit einen leisen „Ahhhh…..“ drückte Dorothea Ihren Rücken hohl. Sie zitterte am ganzen Körper, bevor die Entspannung langsam sich in Ihr ausbreitete. Noch einmal presste sie Ihr Gesäss zusammen und spürte die grosse Manneskraft tief in Sich. Aufrecht sass sie auf dem mächtigen Mann, der heftig keuchte. Ihr Blick schweifte über Ihn, er hielt die Augen geschlossen und sie Blickte aus dem Fenster. Der Ausblick aus seiner Wohnung war einfach Atemberaubend, genau so wie auch das Liebemachen mit Ihm war: Unbeschreiblich. Er reichte von der linken Seite, wo schon die ersten Alpensichtbar waren, über Muri bis hin Zum Bundeshaus und weiter Rechts, hinweg über die Stadtgrenzen bis hin zum Chasral. Sie liebte diesen Ausblich und diesen Mann gleichermassen. Beides Faszinierte Sie zutiefst.

Obwohl diese Wohnung im „Gäbelbach“ war, einem Hochhausquartier, in dem Dorothea normalerweise nicht verkehrte, war der Ausblick vom Dach dieses Betonklotzes einfach grandios.

Hier wohnen eigentlich nur Ausländer, dachte Dorothea, bis Ihr in den Sinn kann das Urban ja auch ein Ausländer war.

Die 5 ½ Maisonette Wohnung mit grosser, rundum Terrasse, war spärlich möbliert. Es waren nur Designer Möbel von USM und ein paar Stühle von Le Corbusier. Die offene Kochinsel, sah noch sehr neu und unbenutzt aus. Dorothea hatte hier noch nie mehr als ein Glass Chanpagner und kleine Häppchen zu sich genommen und diese wurden immer von einem Mann, namens Georgie, den Ihn ständig begleitete, geliefert. Georgie schien so etwas wie ein Leibwächter und eine „Dame für alles“  in einer Person zu sein. Von Chauffeur, über Hemden in der Wäscherei holen bis im Ausland Dokumente überbringen, eigentlich erledigte er alles für Urban.

Dorothea liess in Gedanken den Namen immer wieder vorbei ziehen. Sie lag neben Ihm, umarmte sein mächtige Thorax und lauschte seinem Atem. Er war eingeschlafen.

Sanft legte sie ihren Kopf an ihn und schloss die Augen. Sie döste vor sich hin und hörte im Hintergrund, leise die klassische Musik spielen. Ein wohlig warmes Gefühl der Geborgenheit breitete sich in ihr aus und sie gab sich diesem hin. Ihre Gedanken schweiften durch Raum und Zeit ohne konkretes Ziel.

Verschwommene Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, in warmen Farben, verwaschene Szenen, die langsam auf ein Detail fokussierten, bis sie die Hintergrundmusik an den besagten Offiziersball holten. Die Verschwommene Masse wurde mit dem „Wiener Walzer“ zu einer Person polarisiert, Urban. Ein „Hün von einem Mann“ schritt auf sie zu. Zuerst nur aus den Augenwinkeln sichtbar, da sie in einer Gruppe Stand und er zu ihnen trat. Doch dan mit einer unglaublichen Präsents die sie sonst nur auf Bergwanderungen bei einem Sonnenaufgang erlebt hatte! Sie stand in einer Gruppe, zur linken ihre Freundin Cara, die Gattin von CEO des Kursaals, zur linken der Russische Botschafter, Krustin Galatv mit seiner reizenden Gatin Datiana. Der imposante und gut gekleidete, aber rau wirkende Wikinger, trat heran und wurde sofort vom Herr Botschafter, auf Russisch begrüsst und sie schienen sich zu Kennen. Dies schloss Dorothea an der herzlichen Art wie sie sich begrüssten. Oder war dies alles nur Fassade? Doch solch rationale Gedanken gehören nicht in einen Traum und die Müdigkeit beförderte sie wieder in die Gefühlswelt ohne weitere Fragen zu stellen.

Das nächste Bild waren Ihre und seine Hände. Eigentlich war es kein Bild sondern ein Gefühl, denn Urban hatte so unbeschreiblich Warme Hände und sie sahen in warmen Farben diese Wärme, die sie zum Walzer geführt hatten. Nochmals spürte sie diese Zuversicht die von dieser wären dieses Mannes, oder seinen Händen die sie Berührten, ausging und sie war augenblicklich fasziniert davon. Diese Wärme, diese Energie die er ausstrahlte, die einzige Farbe die das einigermassen wiedergeben konnte war rot und so wurden die Bilder in ihren Gedanken langsam rot, so intensiv rot, das sie die Wärme und Geborgenheit spüren konnte bevor sich das rot immer dunkler wurde und sie mit in die Schwarz Dunkelheit des Schlafes nahm.

 

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